Die Science & Innovation Tour (SIT) brachte eine vielfältige Gruppe von jungen Forschenden und KI-Experten für vier Tage zusammen, um einen fundierten technischen Dialog, akademischen Austausch und eine bereichernde, sektorenübergreifende Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Pisa: Wo Tradition auf Spitzentechnologie trifft
Die Tour begann in Pisa, einer Stadt, in der zeitlose Architektur und reiches kulturelles Erbe den Rahmen für die neuesten Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz bilden. Die Delegation eröffnete ihren Besuch am Anreisetag mit einem Abendessen in entspannter Atmosphäre bei Pizza, Pasta und Perspektivenaustausch nahe dem berühmten Schiefen Turm und schuf damit den Ton für einige ebenso gehaltvolle wie inspirierende Tage.

Tag 1: Ein tiefer Einblick in Künstliche Intelligenz am CNR-ISTI
Am 3. Juni versammelten sich die Teilnehmenden am Istituto di Scienza e Tecnologie dell’Informazione „A. Faedo“ (CNR-ISTI), wo der Direktor Roberto Scopigno den Tag eröffnete. Nach einer Vorstellungsrunde, in der sich alle KI-Forschenden in lockerer Atmosphäre mit Elevator Pitches präsentierten, gaben die führenden Köpfe des Instituts Einblick in ihre neuesten Forschungen. So sprach Giuseppe Amato über KI für Extended Reality (XR) und zeigte Anwendungen an der Schnittstelle von Medien, Geisteswissenschaften und immersiven Technologien. Raffaele Perego erläuterte KI für Information Retrieval und Textanalyse. Andrea Esuli widmete sich der wachsenden Herausforderung der Texterzeugung, Erkennung und Evaluierung. Fabrizio Falchi schloss den Vormittag mit einem Einblick in multimodale KI. Dieser Bereich ist entscheidend für das Verstehen und Verknüpfen von visuellen und sprachlichen Informationen.
Am Nachmittag besuchte die Delegation die Scuola Normale Superiore (SNS). Diese historisch bedeutsame Institution existiert seit ihrer Gründung im Jahr 1810 unter dem Namen „Normale“ und hat die letzten beiden Jahrhunderte der italienischen Geschichte miterlebt – von Napoleon bis zur Vereinigung, von beiden Weltkriegen bis zur Republik. Auf der Treppe des imposanten Gebäudes wurden wir von Prof. Fosca Giannotti begrüßt. Sie ist seit 2021 Professorin für Informatik an der SNS. Gemeinsam mit ihrem Team stellte sie unserer Delegation ihre umfangreiche Forschung zum Thema Erklärbare KI (XAI) vor. Aus ihrem vom Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderten Programm heraus erläuterte Prof. Giannotti Innovationen wie das „Lernen, sich zu enthalten“, post-hoc-Erklärungen mit LLume und Fuzzy-Logiken zur Interpretierbarkeit. Auch ethische Aspekte, Verfahren zur Verbesserung der Berechnungseffizienz (z. B. FastShap++) und die wachsende Notwendigkeit, XAI mit dem Datenschutz in Einklang zu bringen, wurden erörtert. Es war eine ebenso tiefgehende wie aufschlussreiche Sitzung, eine Erkundung neuer Dimensionen in der Erklärbarkeit von KI.

Tag 2: Innovation und Gründungskultur
Am zweiten Tag lag der Fokus auf dem unternehmerischen Innovationsgeist statt auf der institutionellen Forschung. In den Räumlichkeiten von Aptus.AI gewährte Mitgründer Lorenzo De Mattei Einblicke in den Aufbau und die Skalierung einer KI-gestützten Plattform für den Bereich Recht und Compliance. Sein ebenso offener wie fundierter Bericht veranschaulichte eindrucksvoll, welchen Weg Innovationen von der Forschungsarbeit bis zum marktfähigen Produkt zurücklegen. In entspannter Atmosphäre beantwortete Lorenzo alle Fragen unserer Mitglieder zu seinem Produkt und zur Unternehmensgründung – sehr offen, sehr transparent, sehr sympathisch!

Am Nachmittag trat die Delegation ihre Zugreise in Richtung Trient an und durchquerte malerische Landschaften. Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, AI Grids Präsidiumsvorsitzender, einer der Pioniere der europäischen KI und Gründungsdirektor sowie aktuell CEA des DFKI (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz), schloss sich dort der Gruppe an und verlieh der Mission weiteres Gewicht und Weitblick.
Trient: Bindeglied zwischen Akademie und Industrie
Tag 3: Grundlagen neuer Technologien
In Trient wurde die Delegation von der Fondazione Bruno Kessler (FBK) herzlich begrüßt – einer weltweit bekannten Einrichtung, die für ihren ganzheitlichen Ansatz in den Bereichen Technik, Geisteswissen-schaften und soziale Innovation geschätzt wird. Paolo Traverso, Direktor für Strategie und Planung am FBK, eröffnete den Tag mit seinem inspirierenden Vortrag „Beyond the Thesis: Finding Purpose in Research“. Damit schuf er den Rahmen für einen Tag voller faszinierender Einblicke und wertvollen Austauschs. Die Direktoren der FBK-Zentren für Augmented Intelligence, Digital Society und Digital Industry hielten aussagekräftige Kurzvorträge zu ihren aktuellen Forschungsthemen – von KI für Computer Vision und Verarbeitung natürlicher Sprache bis hin zu menschenzentrierten Innovationen.

Einer der Höhepunkte des Tages war die Poster- und Demosession, in der die Mitglieder von AI Grid und 20 ForscherInnen des FBK ihre eigenen Forschungsprojekte präsentierten. Der Raum war erfüllt von lebhaften Diskussionen, neuen Gedanken, disziplinübergreifenden Anwendungen und Perspektiven für verantwortungsvolle KI. So wurde dieses Format zum lebendigen Schaufenster für Innovation, Zusammenarbeit und kreatives Potenzial.
Am Nachmittag besuchte die Delegation in Zusammenarbeit mit Hub Innovazione Trentino (HIT) das Fab Lab der Universität Trient sowie zwei Labore für Robotik und klinische Anwendungen, um weitere Kontakte mit lokalen Forschenden und Akteuren für künftige Partnerschaften und Gemeinschaftsvorhaben zu knüpfen.
Tag 4: Labore, Reinräume und Unternehmens-Synergien
Am letzten Tag der SIT 2025 erhielten die Teilnehmenden einen exklusiven Einblick in die technologische Infrastruktur, die den Innovationen Italiens zugrunde liegt. Im Micro Nano Facility des FBK führte Dr. Lorenza Ferrario durch den 700 m² großen Reinraum, der zu den modernsten Laboren Europas für Strahlungssensorsysteme, Siliziumdetektoren und integrierte Photonik zählt.
Die Delegation traf außerdem AIspot, ein auf Computer Vision spezialisiertes Start-up, sowie Infojuice, das mithilfe von KI wertvolle Informationen aus großen Datenmengen für Unternehmen gewinnt. Gespräche mit Roberto Zanoli, Davide Boscaini und Unternehmensvertretern unterstrichen eindrucksvoll die Zusammenarbeit von Akademie und Industrie, insbesondere in anwendungsnahen Bereichen wie der Medizintechnik, der Robotik und der intelligenten Infrastruktur.
Ein unvergessliches Erlebnis
AI Die AI Grids Science & Innovation Tour 2025 war weit mehr als nur eine Reihe von Meetings und Präsentationen – sie wurde zu einer lebendigen Erkundung der sich wandelnden europäischen KI-Landschaft. Von geschichtsträchtigen Universitäten über Hightech-Labore bis hin zu praktischen Anwendungen hat die Tour eindrucksvoll gezeigt, welchen Mehrwert die Begegnung von klugen Köpfen und zukunftsweisenden Institutionen entfalten kann.
Da KI unsere Industrien und Gesellschaften zunehmend prägt, leisten Veranstaltungen wie die Science & Innovation Tour einen entscheidenden Beitrag zum europäischen Wissenschaftstransfer, zum Aufbau neuer Partnerschaften, zur Gewinnung neuer Erkenntnisse und zur Verwirklichung neuer Innovationen. Die italienische KI-Community hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und mit Sicherheit den Grundstein für weitere Kooperationen und Innovationen gelegt.
Dank dieses erfolgreichen Zusammentreffens können wir heute stolz Paolo Traverso, den Direktor des FBK, als neuen AI Grid-Botschafter für Italien sowie die drei neuen MentorInnen Fosca Giannotti, Roberto Scopigno und Michela Milano verkünden. Herrlich willkommen in der AI Grid-Community!